Der Schachboom am MGL hat einen Namen, aber viele Gesichter. Oberstudienrat Matthias Bergmann, seines Zeichens Leiter der Schulschachgruppe des Gymnasiums und Jugendwart beim Schachverein Seubelsdorf, koordiniert als Initiator des inzwischen förmlich explodie-renden Projekts „Schachinitiative Lichtenfels“ mittlerweile 14 Schüler als Tutoren, die wie-derum Schachunterricht an sechs verschiedenen Schulen in Lichtenfels, Seubelsdorf, Bad Staffelstein und Michelau vor über 120 Mädchen und Buben erteilen.
Aus der Breite erwuchs beinahe zwangsläufig eine nicht minder beachtliche Spitze. Vier Wettkampfklassen wurden bei den Oberfränkischen Meisterschaften von Teams der „Schach-initiative Lichtenfels“ gewonnen, bei den Jüngsten, der WK IV, gewann man gar zum vierten Mal in Folge.
Warum klappt beim Lichtenfelser Schach das, was auch andere Sportarten versuchen, aber oft nicht erreichen, nämlich die Nachwuchsförderung im Spannungsfeld zwischen Schule, Verein und Verband? Matthias Bergmann erläuterte seinen auf Erich Kästner zurückgehenden Wahl-spruch „Es geht um die Kinder“ als Gemeinsamkeit der oftmals verschiedene Interessen ver-folgenden Institutionen. Hinzu kämen die spezifischen Merkmale und die positiven Begleiter-scheinungen des Phänomens Schachspiel: Die oft zitierten kognitiven Aspekte wie Förderung der Konzentrationsfähigkeit, Logik oder mathematische Kombinationsfähigkeit stellte er da-bei sogar weniger in den Vordergrund als die emotionalen und sozialen: „Schach ist ein stiller Dialog mit dem Gegner, seine Züge und Absichten kann ich nicht ignorieren. Im Schach lerne ich viel über mich selbst, denn Fehler oder Niederlagen kann ich auf niemanden sonst als auf mich schieben. Analyse und Selbsterkenntnis können mich so auch intellektuell weiter brin-gen“, so Bergmann.
Nachdem also der Bogen vom Lichtenfelser Kinder- und Jugendschach fast bis ins Philoso-phische gespannt war, passte es nur allzu gut, dass der gebürtige Reundorfer Prof. Dr. Uwe Voigt, bald Lehrstuhlinhaber für Philosophie an der Uni Augsburg, auf die Anfänge des MGL-Schachgruppe zurückblickte, die er selbst im Schuljahr 1983/84 miterlebt hatte.
Was daraus geworden ist, reduzierte der Schulschachreferent des Landes Bayern, Walter Räd-ler aus Baldham bei München, auf die einfache Formel: „Das Schachleben tobt an dieser Schule!“ „Überwältigend“ in allen Kategorien sei die 30-seitige Bewerbung des MGL gewe-sen, egal, ob man die Räumlichkeiten und Materialien, die Qualität des Schachtrainings, die Turnierangebote oder auch die Kooperation von Schule und Verein betrachtete habe. Das erst zum zehnten Mal in Deutschland vergeben Qualitätssiegel „Deutsche Schachschule“ sei daher nur folgerichtig gewesen.
Mit einer weiteren Auszeichnung schloss sich Thomas Carl an, der Vorsitzende des Schach-bezirks Oberfranken. Der Jugendpreis für die „aktivste Jugendarbeit“ ging an den Schachver-ein Seubelsdorf, weil die Gruppen um Vorsitzenden Hans Richter und Jugendleiter Matthias Bergmann fast immer die meisten und oft auch die erfolgreichsten Teilnehmer bei den regio-nalen Turnieren stellten.
Doch es wurde nicht nur über Schach geredet, sondern auch Schach gespielt bei dieser Eh-rungsveranstaltung. Prof. Dr. Uwe Voigt, einstmals selbst Abiturient, am MGL, hatte es sich nicht nehmen lassen, an 20 Brettern gleichzeitig im Uhrensimultanspiel gegen die Mädchen und Buben der MGL-Schulschachgruppe anzutreten und musste hart um jeden einzelnen Par-tiegewinn kämpfen.
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Zu den Fotos:
Ehrung:
Doppelte Ehrung für das Meranier-Gymnasium Lichtenfels und den Schachverein Seubelsdorf für eine vorbildhafte Kooperation. Das MGL erhielt das Qualitätssiegel „Deutsche Schach-schule“, der SVS den Preis für die „aktivste Jugendarbeit“. Von links: SVS-Vorsitzender Hans Richter, Bayerns Schulschachreferent Walter Rädler, Schulleiter Stefan Völker, Schach-gruppenleiter Matthias Bergmann, Prof. Dr. Uwe Voigt, Stellv. Landrat Helmut Fischer und der Vorsitzende des Schachbezirks Oberfranken Thomas Carl.
Simultan:
Es wurde nicht nur über Schach geredet, sondern auch Schach gespielt. Prof. Dr. Uwe Voigt, einstmals selbst Abiturient, am MGL (links), hatte gegen die cleveren Mädchen und Buben der MGL-Schulschachgruppe (rechts) keinen wirklich leichten Stand.
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